Sonntag, 29. November 2015

Stoffspielereien: Folklore (Applikationen und Paper Piecing)

Lucy hat "Folklore" als Novembermotto für die Stoffspielereien vorgeschlagen.
Das Thema beinhaltet eine ganze Fülle an Möglichkeiten: Angefangen von Smokeffekt an ungarischen Bauernblusen zu japanisch-strengem Sashiko, von indischen Stickereien mit kleinen Spiegeln bis hin zu traditionellen amerikanischen Sternenquilts. 

Meine erste Assoziation waren aber die Motive wie ich sie aus der Bauernmalerei der 70er kenne. Bei meinen Eltern steht auch heute noch eine floral verzierte Milchkanne im Flur....
Die Malereien sind heute etwas befremdlich, aber in einem weniger ernst gemeinten Kontext sind sie gerade wieder hochaktuell. Deshalb habe ich mich vor zwei Wochen sehr gefreut, im kleinen Stern ein passendes Stoffstück aus der aktuellen Amy-Butlerkollektion  zu finden.
Das sollte mein thematischer Ausgangspunkt für eine plastische Applikation werden. Und ihr seht: Ich bin an einem Fußballabend fast fertig geworden.
Die Stickerei durch den 2mm starken Filz ist aber ziemlich anstrengend- verbunden mit der üblichen Vorweihnachtsüberlastung hatte ich am folgenden Morgen bohrende Schmerzen im Daumengelenk. Arthrose, das kenne ich leider schon. 
Manchmal merke ich wochenlang nichts, dann ist das Stechen fast nicht auszuhalten.
Ich weiß dass es wieder besser wird. Aber an festes Zupacken beim Sticken durch das dicke Material ist gerade nicht zu denken.
So bleibt das erst mal unvollendet- aber ich zeige euch schon mal, wie plastisch und farbstark die Filzapplikation geworden ist.
 Die kleinen Stiche sind technisch nicht schwer.

Nähen an der Maschine geht aber immer, deshalb habe ich mir einen anderen Ansatz gesucht.
Bei textiler Folklore denke ich auch an die amerikanischen Quiltklassiker. Das war einmal ein guter Anlass mich mit dem Thema Paper-Piecing zu beschäftigen.
Der erste Versuch war für mich als Anfängerin  viel zu kleinteilig, irgendwie habe ich gar nicht begriffen wann welche Linien wohin gehören und was weggeschnitten werden soll. 
Einen Fehlversuch seht ihr hier:
Da war das Stoffstück wohl zu klein. Gerade am Anfang sollte man nicht zu sparsam sein wollen :)
Also nochmal: Ein neues (für mich) logischeres Motiv, vergrößert auf "das.passt.gerade.noch.so.aufs.Papier".
Na bitte, geht doch. Und wenn  man sich erst mal dran gewöhnt hat spiegelverkehrt zu denken ist das auch gar nicht so schwer. Und man kann so herrlich präzise arbeiten!

Einen ganzen Quilt möchte ich so zwar nicht nähen- das Konfetti beim Heraustrennen des Papiers nervt schon ziemlich. Aber für ein Kissen mit großem Motiv ist die Technik gut geeignet.
Eine ganz tolle Sammlung an schönen PP-Motiven findet ihr hier, da habe ich auch dieses Motiv (Rolling Star von Quilting on the Square) gefunden.

Mehr Folklore gibt es heute bei Lucy im Nahtzugabe-Blog.
Euch wünsch ich einen schönen ersten Advent!

Freitag, 20. November 2015

Drei Bücher von Bloggerinnen

In den letzten Wochen sind drei Bücher von Bloggerinnen erschienen, alle drei spiegeln perfekt den Ansatz der jeweiligen Blogs wieder und gehen ganz unterschiedlich mit dem textilen Thema um.

Lucy Nahtzugabe ist eine begnadete Erklärerin und hat ein über Jahrzehnte angehäuftes Praxiswissen. Sie zeigt in ihrem Buch an alltagstauglichen Beispielen wie man Kleidung reparieren und umarbeiten kann.
Sie stellt z.B. einfache Techniken wie die umgekehrte Applikation nach Natalie Chanin vor. Dabei werden auch Refashion-Neulinge nicht überfordert- einen Stern auszuschneiden bekommt man leicht hin. Dazu braucht es eben nur die gute Idee.
Ganz neu war für mich die Anregung, Löcher in Wollpullovern zu überfilzen. Das werde ich sicher mal ausprobieren.


Einen ganz anderen Ansatz hat Meike. 
Ihr Blog lese ich, weil sie einfach toll texten kann.
Und das macht auch das Buch aus. Sie beschreibt auf ihre unvergleichliche Weise Situationen die wir Näherinnen alle kennen. Den Frust beim Kleiderkauf, die Jagd nach dem perfekten Schnitt, die Freude beim gemeinsamen Nähen und die wichtige Vernetzung über gemeinsame Aktionen wie dem MMM. Beim Lesen dachte ich immer wieder: "Genau. So isses."
Das Buch liest sich deshalb total flüssig, mich stören nur die Verkehrsinseln in Form der Schreibschriftteile und die etwas unmotiviert eingestreuten Kritzelzeichnungen. Die sind wohl dem Verlag geschuldet, der sich ein lockeres Layout wünschte. Mit etwas mehr Zeit wären da wohl wirklich erklärende Illustrationen machbar gewesen.
Ganz ohne Verlag hat Suschna ihr erstes Buch auf den Markt gebracht.
Das allein ist schon absolut bemerkenswert. Ich glaube nämlich, dass in der gut vernetzten Bloggerwelt ein Verlag nicht mehr unbedingt nötig ist.  Lucy hat das Lektorat übernommen, die Freude der beiden beim Auspacken der Bücher kann ich mir richtig gut vorstellen.

Suschna hat unglaublich viele textile Redewendungen zusammengetragen und erklärt sie sachlich und fundiert. Wenn sie dann auch noch vorschlägt, einen Magneten zum Auffinden der Nadel im Heuhaufen zu nehmen - das ist verblüffend und unterhaltsam.
Es ist Suschna wirklich gelungen, ein Buch wie eine Pralinenschachtel zu schaffen:
Textile Happen für zwischendurch zum Staunen und Schmunzeln. 

Die liebevolle Aufmachung mit Lesebändchen und wertigem Papier, verbunden mit Illustationen aus alten Musterbüchern läd ein, das Buch immer mal wieder in die Hand zu nehmen.
Mich hat das ein wenig an meine geliebten Inselbücher erinnert, das ist sicher nicht die schlechteste Assoziation.

Da das Buch im Eigenverlag erschienen ist unterstütze ich den Verkauf sehr gern und biete "Verflixt und Zugenäht" in meinem Shop an.
Denn das Buch ist ein perfektes Weihnachtsgeschenk für eine nähende Freundin!

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Die Bücher könnt ihr im Netz bei Buchhandel.de bestellen, auf diese Plattform hat mich meine Buchhändler-Freundin aufmerksam gemacht.
Über buchhandel.de kann man zugleich lokal und online einkaufen. Bestellte Titel können nach Hause geliefert werden, sie können aber auch direkt vor Ort in der Lieblingsbuchhandlung abgeholt werden. 
So kann man ganz bequem vom Rechner aus den lokalen Buchhandel unterstützen.

Dienstag, 3. November 2015

Etuis mit zwei Reißverschlussfächern.

"Ein Smartphone brauche ich nicht."
Noch einen Zeitfresser mehr wollte ich lange nicht haben- denn ich kenne ja meine Disziplin was elektronische Gimmicks betrifft...
Aber nachdem die Kommunikation mit den Kindern nun mal am leichtesten über WhatsApp läuft und da in letzter Zeit einiges schief gelaufen ist habe ich nun doch so ein Ding.
Es ist wie erwartet: Ein Zeitfresser.
Und ein Grund, mal wieder Täschchen zu nähen.

Mein Handy liegt eigentlich immer offen herum oder steckt in einer Jackentasche- dafür brauche ich keine Hülle. Nur für den Transport des Telefons zusammen mit dem Ladekabel wollte ich ein Etui mit zwei Fächern.

Hier seht ihr meinen ersten Versuch aus Probestoff: Schon nett, aber irgendwie lag das nicht sonderlich gut in der Hand. Ein kleines dickes Etui halt.
Das auch nicht hübscher wird wenn es zwei Reißverschlüsse hat.
Die Optik habe ich aber gleich nochmal aufgegriffen und eine Toilettentasche genäht. Sowas wollte ich schon lange mal ausprobieren und war ganz erstaunt, wie einfach das zu entwickeln war.
Vom Nähprinzip sind das zwei Strickzeugetuis, die werden gleich am Anfang an der späteren Trennwand aufeinandergenäht und dann einzeln fertiggestellt.
Mit dem Stoffmuster habe ich mir allerdings keinen Gefallen getan- da sieht man jede kleinste Abweichung sofort. Aber ich liebe dieses Design- das ist sogar männertauglich.

Mein Handyetui habe ich dann ganz schlicht nach einer Idee von noodlehead genäht.
Das Nähprinzip ist auch hier bei Youtube ganz gut erklärt. (Wobei das mit RV-Meterware noch viel einfacher zu nähen ist.)
Das war dann auch die perfekte Stelle um meine neuen kupferfarbenen Reißverschlüsse in Szene zu setzen.
Das Leinen ist eine echte Rarität von Cotton+Steel, Eva hatte noch einen kleinen Rest im Laden.  Der Stoff ist etwas fester, da nähe ich auf jeden Fall noch eine Tasche draus.
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Einen andere Rarität habe ich für den Shop verarbeitet.
Aus dem letzten Stück des geprägten Vintage-Leders sind vier Geldbeutel entstanden.
Auch hier habe ich wieder Stoffe von Cotton+Steel verarbeitet- die schlicht-grafischen Designs gefallen mir gerade sehr gut. 

(Und in dem Kontext nochmal ein Loblied auf meine Ledernähmaschine: Mit dem festen Leder hätte sich meine alte Pfaff richtig geplagt und ich hätte mich durch die entscheidenden Nähte gezittert.
Mit der 335 näht sich Leder so einfach- ich hätte mich schon viel früher für dafür entscheiden sollen...)
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Viel Spaß heute Abend beim Nähgucken: Um 20:15 läuft auf Vox "Geschickt eingefädelt"!
Lucy hat wie so oft eine tolle Zusammenfassung alles Wissenswerten geschrieben.